Vielfältig
Mit vielen Berufen in Kontakt
Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften beschäftigen Fachkräfte aus über 100 Berufen. Die Aktuare arbeiten dabei eng mit einer ganzen Anzahl Berufsvertreter zusammen. Ihre tägliche Arbeit beinhaltet intensive Abklärungen mit Ingenieuren, Aerzten, Aviatikern, Umweltwissenschaftern, Psychologen, Ökonomen, usw. Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit kreieren die Aktuare auch neue Produkte und Angebote für Gross- und Einzelkunden.
Ein Beispiel aus der Welt des Aktuars
Angenommen, ein Versicherungsunternehmen habe 100 000 Autofahrer im Bestand, die eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben. Haben Sie sich schon mal überlegt, wie diese Versicherungen die Höhe der Prämien bestimmen soll?
Wir benötigen eine Statistik, der wir den durchschnittlichen jährlichen Schadenbetrag pro Versicherten innerhalb der letzten 5 bis 10 Jahre entnehmen können.
Aktuare müssen beurteilen, wie sich die Schadenlast weiterentwickeln wird: allfällige Teuerung, vorgesehener Ausbau der Massnahmen zur Verhütung von Unfällen, usw. Aktuare schätzen, welches die durchschnittliche Schadenlast pro Versichertem im nächsten Jahr sein wird. Dieser Betrag ist die Nettoprämie.
Zur Nettoprämie fügen wir noch einen Zuschlag für Verwaltungskosten und einen Sicherheitszuschlag hinzu, weil wir die durchschnittliche Schadenlast nicht exakt voraussagen können, und erhalten so die Bruttoprämie, die jeder einzelne Versicherte zu bezahlen hat.
Ist es nun richtig, wenn alle Automobilisten die genau gleiche Prämie zahlen müssen?
Die Prämie sollte möglichst nach dem Risiko abgestuft werden. Welche beobachtbaren Kriterien (Wagentyp, Hubraum, etc.) sagen etwas über das Risiko aus und wie sollen sie in die Prämienberechnung einfliessen? Wie können selbst nicht beobachtbare Merkmale (Temperament, Fahrerfahrung, etc.), die Einfluss auf das Risiko haben, indirekt (zum Beispiel durch ein Bonus/Malus-System) berücksichtigt werden? Die Beantwortung solcher Fragen stellt hohe Anforderungen an den Aktuar und setzt gute Kenntnisse der Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematischen Statistik voraus. Hier kommen moderne Methoden wie einfache und multiple Regression, Varianzanalyse, Kredibilitätstheorie, etc. zur Anwendung. Dabei hat sich der Aktuar auch mit der technischen Seite der Risiken auseinanderzusetzen.
Die Prämienberechnung ist in verschiedenen Versicherungsbranchen grundsätzlich die gleiche. In keiner Versicherungsbranche, weder in der Feuerversicherung, noch in der Krankenversicherung, noch in der Lebensversicherung gibt es in Wirklichkeit gleiche Risiken. Überall besteht der Bedarf, die Prämien möglichst den individuellen Risiken anzupassen.